Tanja

Wie eine eigene Tochter

Ale aus Italien hat ihr zweites Zuhause in Oberösterreich gefunden

Italy goes Upper Austria
YFU Austria:

Warum habt ihr euch entschieden einen YFU Austauschschüler aufzunehmen?

Tanja:

Eigentlich wollten wir am Anfang kein Gastkind aufnehmen. Irgendwie hatten wir das Gefühl, dass es uns zu stressig wird und eigentlich hatten wir nicht wirklich Platz für ein Gastkind. Wir haben 3 Söhne und 2 davon schlafen gemeinsam in einem Zimmer.
Aber als ich Alessandras Profil gelesen hatte - ihre Mutter ist vor einem Jahr verstorben - dachte ich an meine Kindheit, denn auch meine Mutter starb, als ich 14 Jahre alt war. Ich lies den Brief in der Küche liegen. Als mein Mann abends nach Hause kam, las er ebenfalls Alessandras Profil.
„Hast du das gelesen?“, fragte er mich.
„Natürlich!“, sagte ich.
Uns war beiden klar, dass Alessandra ein Mitglied unserer Familie werden musste. Wir beteten dafür und Gott hat uns alle Türen geöffnet, denn auch unser ältester Sohn bekam völlig unerwartet die Möglichkeit für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Somit war auch unser Platzproblem gelöst.

Ale mit ihren Gastbrüdern Manuel und Jojo
YFU Austria:

Was hattet ihr für Vorstellungen von eurem neuen Familienmitglied? Was hat sich bewahrheitet, was war anders?

Tanja:

Tief in unserem Herzen spürten wir, dass Alessandra von ihrem Wesen gut zu uns passen könnte. Anfangs hatten wir noch Bedenken, ob sie sich auch bei einer sportlichen Familie wohl fühlen könnte, da Ale eher kulturell interessiert ist. Aber auch diese Frage wurde dank YFU geklärt und Ale hatte damit kein Problem.

YFU Austria:

Welche Gedanken gingen euch durch den Kopf, als ihr eurer Gastkind das erste Mal gesehen habt?

Tanja:

Natürlich waren wir ein bisschen nervös, als wir sie am Bahnhof abholten. Fragen wie „Dürfen wir sie umarmen?“ gingen uns durch den Kopf. Aber als sie ausstieg und uns mit ihrem Lächeln entgegen kam, gingen wir aufeinander zu und umarmten uns, als würden wir uns schon Jahre kennen.

YFU Austria:

Wie habt ihr die ersten Wochen verbracht?

Tanja:

Da wir die erste Woche noch Urlaub hatten, haben wir mit Ale viel gesprochen. Anfangs Englisch, Italienisch und Deutsch, nach vier Woche vorwiegend Deutsch, auch Dialekt.

YFU Austria:

Was war das schwierigste am Anfang? Gab es Missverständnisse?

Tanja:

Da ich mir von Anfang an angewöhnte alle Dinge gleich zu besprechen, gab es bis jetzt keine Missverständnisse – außer sprachliche! In der YFU-Mappe werden die Austauschschüler darauf hingewiesen die Gasteltern zu unterstützen. Eine der ersten Fragen lautete: „Wie kann ich die Wäsche waschen?“ Ale stellte mir diese Frage gleich am zweiten Tag, ich kannte da den Inhalt der Mappe noch nicht. Ich dachte mir: „So ein höfliches Mädchen.“ Bis dato war ich ja nur (drei) Jungs gewöhnt. Als wir aber dann Ale etwas besser kennen gelernt hatten, sagte sie mir, dass sie gar nicht gerne Wäsche wäscht. Somit einigten wir uns, dass ich die Wäsche mache und sie sich um den Geschirrspüler kümmert.
Ich denke, dass jeder Dinge hat, die er gern und weniger gern macht. Das Wichtigste ist darüber zu sprechen.
Mittlerweile sprechen wir über fast alles. Man kann sagen, sie ist wie eine eigene Tochter und wir sind stolz, wenn wir Ale anderen Menschen als unsere Gast-TOCHTER vorstellen.

YFU Austria:

Habt ihr eine kleine Anekdote aus der Anfangszeit zu erzählen?

Tanja:

Abends nach dem Abendessen.
Michael: „Hat es dir geschmeckt, Ale?“
Ale: „Ja, danke. Es hat gut geschlafen!“