Gabriela

Eine Estin in Österreich

Ein Bericht über die Bereicherung des Familienlebens durch Austauschschülerin Hegle-Maris aus Estland.
YFU Austria:

Warum habt Ihr Euch entschieden ein Gastkind aufzunehmen?

Gabriela:

Es war eine sehr spontane Entscheidung. Unsere Tochter Marlene bereitete sich auf ihr Austauschjahr in Schweden vor, als wir mit der Post das Profilblatt von Hegle-Maris erhielten, entschieden wir uns zunächst Willkommensfamilie für 8 Wochen zu sein. Sie passte aber so gut in unsere Familie, dass sehr schnell klar war, dass sie das ganze Jahr bei uns bleiben sollte.

Hegle liebt die Berge, hier mit unserer Tochter Julia vor dem Grimming.
YFU Austria:

Was hattet Ihr für Vorstellungen von Eurem neuen Familienmitglied? Was hat sich bewahrheitet, was war anders?

Gabriela:

Eigentlich hatten wir keine besonderen Vorstellungen von unserem Gastkind. Irgendwo hatten wir gelesen, dass Esten sehr zurückhaltend und verschlossen wären. Bei Hegle-Maris, war das aber gar nicht der Fall, sie war gleich recht interessiert, neugierig und sehr emotional.

YFU Austria:

Welche Gedanken gingen Euch durch den Kopf, als ihr Hegle das erste Mal gesehen habt?

Gabriela:

So ein hübschen Mädchen, hoffentlich werden uns die Burschen nicht die Türe einrennen!

YFU Austria:

Wie habt Ihr die erste Woche verbracht?

Gabriela:

Wir haben uns ein paar Tage freigenommen um uns intensiv mit unserem Gastkind zu beschäftigen, jeden Abend haben wir uns gemeinsam einen Film (damals noch in englischer Sprache) angesehen.

YFU Austria:

Wie waren die Rollen in der Familie verteilt? Welchen Platz hat Euer Gastkind eingenommen?

Gabriela:

Sie hat den Platz einer Tochter mit Rechten und Pflichten wie unsere eigenen Töchter eingenommen.

YFU Austria:

Was macht Eure Familie typischerweise gemeinsam? Wie hat die Aufnahme einer Austauschschülerin das verändert?

Gabriela:

Wir hatten so viel Familienleben wie nie zuvor, wir haben wirklich sehr viel gemeinsam unternommen. Wandern, Snowboarden, Ausflüge, Konzerte, Opernbesuch, Picknick, Besuche in den Bundesländern,...

YFU Austria:

Wann hat sich der Alltag mit Eurem Gastkind eingestellt? Woran habt Ihr das gemerkt?

Gabriela:

Nach 3 Monaten, denn da haben wir nur mehr Deutsch miteinander gesprochen. Und wenn alle zuhause Deutsch sprechen ist das schon ein großer Schritt in Richtung Alltag.

YFU Austria:

Wie ist es Hegle in der Schule gegangen?

Gabriela:

Eigentlich hätte sie sich gewünscht von den Lehrern mehr in den Unterricht mit einbezogen zu werden. Manche Lehrer haben nicht so recht gewusst, was sie mit einer Austauschschülerin anfangen sollen, aber die Mitschülerinnen haben sie gut aufgenommen und es haben sich einige Freundschaften entwickelt.

YFU Austria:

Wie hat Hegle ihre Freizeit gestaltet, die sie nicht mit der Familie verbracht hat (Freunde, Verein,...)?

Gabriela:

Hegle hat viel getanzt, Hip-Hop, Show-Dance, aber auch Standardtanzkurse besucht und als Abschluss das Bronze-Tanz-Abzeichen gemacht, sie war auch viel mit ihren Freundinnen aus der Klasse unterwegs, bei Parties und ist mit ihnen oder manchmal auch alleine nach Wien gefahren, hat sich auch ab und zu mit einigen anderen estnischen Austauschschülern getroffen. Und sie hat Tag und Nacht Deutsch gelernt, sogar wenn wir im Zug mit ihr unterwegs waren war immer das Vokabelheft dabei und wir mussten sie abprüfen. Sie hat jetzt auch die B1-Zertifikatsprüfung Deutsch mit gutem Erfolg abgeschlossen und wird, wenn sie nach Estland zurückkehrt, ins Deutsche Gymnasium in Tallinn wechseln. Darauf sind wir schon sehr stolz!

YFU Austria:

Wie geht es Euch so kurz vor dem Abschied?

Gabriela:

Es ist schon eine komische letzte Woche, wir haben uns schon so an Helge gewöhnt und wir können nicht glauben, dass das Jahr bald vorbei sein wird, wir haben den Gedanken an den Abschied noch weit weg von uns geschoben...

YFU Austria:

Gibt es ein oder mehrere Erlebnisse mit Hegle, die Euch in Erinnerung bleiben werden?

Gabriela:

Viele, die Ausflüge in die Berge (Semmering, Rax, Dachstein, Großglockner), der Schiurlaub, als Hegle Snowboarden lernte, es gab schon viele schöne und lustige Erlebnisse.

YFU Austria:

Warum sollten andere auch Gastfamilie werden?

Gabriela:

Um jungen Menschen aus aller Welt die Chance zu geben unser wunderschönes Land kennenzulernen und dabei selbst auch vieles neu zu entdecken. Man lernt selbst auch andere Kulturen kennen, aber auch die Sorgen, Wünsche und Probleme von Jugendlichen aus anderen Ländern.